Die Kathedrale von Lissabon, Sé
Die älteste und wichtigste Kirche in Lissabon ist die Kathedrale Santa Maria Maior. Die Sé, wie sie gemeinhin genannt wird, wurde 1147 erbaut, unmittelbar nachdem die Stadt von den Christen erobert worden war. Wir besichtigten sie, nachdem wir das Nationale Pantheon in der nahe gelegenen Kirche Santa Engrácia besucht hatten.
Freunde hatten uns gewarnt, dass die Kathedrale trotz ihres Alters und ihrer Geschichte nicht sehr beeindruckend sei. Und als wir sie betraten, stellten wir fest, dass sie wahrscheinlich Recht hatten. Die Kirche ist dunkel und hat nicht die gleiche Wirkung wie die Engrácia oder die São Roque, zum Beispiel. Aber je mehr Zeit wir im Inneren verbrachten und unsere Augen an das Licht gewöhnten, das durch die Rosettenfenster einfiel, desto mehr fanden wir Gefallen daran.
Außerdem kann man davon ausgehen, dass Du wenn du die Sé unbeeindruckt verlässt, den Kreuzgang und die Schatzkammer ausgelassen hast. Das ist verständlich, denn diese Bereiche kosten 4 €, und wenn Du von der Kirche selbst nicht begeistert warst, warum solltest Du dann mehr bezahlen? Aber so macht man aus einem mittelmäßigen Erlebnis etwas Unvergessliches.
Der Kreuzgang ist zu 50 % eine archäologische Ausgrabungsstätte, zu 50 % eine Ansammlung verlassener Kapellen und zu 100 % stimmungsvoll. Die archäologische Ausgrabungsstätte in der Mitte des Kreuzgangs sieht aus, als würde sie schon ewig bestehen, und ist von einer undurchsichtigen Decke bedeckt, die den Hof in ein wunderbar seltsames gelbes Licht taucht. Hier wurden Funde aus der Frühzeit Lissabons gemacht, und es wurden Straßen und Strukturen aus der Zeit der Mauren und Römer freigelegt. Die verschiedenen Kapellen, die den Kreuzgang umgeben, enthalten nichts besonders Bemerkenswertes, aber die zerbröckelnden alten Gräber und Statuen verstärken das Gefühl für das erstaunliche Alter der Kathedrale ungemein.
Auch ein Besuch der Schatzkammer ist lohnenswert. Zunächst kann man auf das Zwischengeschoss hinausgehen, direkt vor die große Fensterrose, die Jesus und seine zwölf Jünger darstellt. Dann ist da noch die Sammlung selbst, die voll von unbezahlbaren Gegenständen wie Juwelen und glitzernden, goldenen Monstranzen ist. Erstaunlich… obwohl es mir schon immer ein Rätsel war, warum eine Organisation, die ständig um Spenden bittet, gleichzeitig ihren Reichtum so schamlos zur Schau stellt.