Wenn man die Südküste der Halbinsel Setúbal ganz im Westen entlangfährt, kommt man schließlich zum Capo Espichel, wo das Land plötzlich endet und in den Atlantik eintaucht. Auf dem Kap befinden sich nebeneinander eine Wallfahrtskirche und ein Leuchtturm.

Cabo Espichel hat derzeit 4,5 Sterne auf TripAdvisor. Nur, damit Du es weisst. Denn heutzutage muss alles bewertet werden: Restaurants, Geschäfte, Städte und geografische Besonderheiten. Bewerte alles! Nehme sie in Deine Top Ten auf! Ich weiß nicht, warum mich das so sehr irritiert. Cabo Espichel ist einfach ein physischer Ort, der dort existiert, wo das Land endet und der Ozean beginnt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er sich nicht um seine TripAdvisor-Bewertungen schert.

Was ist mit der Menschheit los, dass nur noch die besten Erlebnisse zählen und alles andere in Vergessenheit gerät? Es mag stimmen, dass Cabo Espichel nicht das schönste Kap Europas ist. Aber wen interessiert das schon? Ist nur das schönste Kap lohnenswert? Wollt Ihr bei einem Besuch in einer Stadt nur das beste Museum sehen? Vielleicht ist das einfach so. Wenn man nur einen Tag dort ist, will man natürlich das Beste sehen. Ich weiß nicht, ich würde wahrscheinlich das Gleiche tun. Es ist nachvollziehbar, aber durch diese Konsolidierung und Normalisierung der Daten geht etwas verloren. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich dabei um etwas Wichtiges handelt. Wir laden alle dieselben Websites, sehen uns alle dieselben Listen an und marschieren alle nach demselben Rhythmus.

Du magst die schöne, raue Natur, die Klippen und den tosenden Ozean? Dann vergesse Deine Top-10-Liste und fahre nach Cabo Espichel! Es wird dir gefallen, mehr muss man nicht wissen. Der Wind weht vom Meer her und es ist immer wieder beeindruckend, an den Stellen zu stehen, an denen ein Kontinent endet. Hier haben einst unsere Vorfahren gestanden und müssen staunend über die Welt jenseits des Horizonts gewesen sein.

Mike und ich parkten am Leuchtturm und liefen zur Klippe hinauf. Von dort aus hatten wir einen schönen Blick zurück auf das Santuario do Cabo. An dieser Stelle wurde um 1400 eine Einsiedelei errichtet und das größere Heiligtum stammt aus dem Jahr 1707. Seit jeher ist dies ein Wallfahrtsort und das Heiligtum bietet in seinen langen Seitenflügeln Platz für Dutzende Reisende. Man kann einen Blick in das Innere der Kirche werfen, obwohl das Fotografieren verboten ist und die Kirche selbst nicht besonders sehenswert ist.

Die Lage macht es zu etwas Besonderem. Nur 20 Autominuten von Sesimbra entfernt, bietet Cabo Espichel die Möglichkeit, die Natur in ihrer ganzen dramatischen Pracht zu erleben.