Angesichts des Ausmaßes, in dem es unser Leben bestimmt, stellt sich die Frage, inwieweit wir das Konzept „Geld“ wirklich verstehen. Wir verbringen den größten Teil unserer Zeit damit, ihm hinterherzujagen, und es kann uns zu ebenso brillanten wie verachtenswerten Taten inspirieren… Aber was ist es? Wir tauschen nicht mehr unbedingt Pfeilspitzen gegen Felle. Um ein immer abstrakteres Konzept besser zu verstehen, haben wir das fantastische Museu do Dinheiro (Geldmuseum) der Bank von Portugal besucht.

Während wir in Lissabon waren, explodierten die Kryptowährungen in den Mainstream, als der Wert dieses neuen Dings namens Bitcoin in die Höhe schoss und die Märkte auf der ganzen Welt schockierte und verwirrte. Wenn Du Mike jemals getroffen hast, wird es Dich nicht überraschen, dass er sofort voll dabei war. Ich habe kaum mit der Wimper gezuckt, als er anfing, mich über Altcoins und Blockchains, HIVE und Mining zu belehren. „Nun, Jürgen: Stell dir ein dezentrales Hauptbuch vor, das von unabhängigen Parteien authentifiziert wird…“ Seufz, jetzt geht’s los.

In den Tagen vor dem Besuch des Geldmuseums haben wir uns also lange mit der Idee des Geldes auseinandergesetzt. Mike gibt sich so, als würde er es verstehen, aber ich bin verblüfft, dass eine “Kryptowährung” plötzlich einfach so entstehen und tatsächlich etwas wert sein kann. Das bringt mich dazu, auch mal über normales Geld nachzudenken. Ich weiß, dass der Schein in meinem Portemonnaie nicht wirklich einem Goldstück in der Bank entspricht, das in einem Safe mit der Aufschrift “Jürgen’s Gold” weggeschlossen ist. Aber ist das nicht der Sinn der Sache? Oder war es das nicht?

Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Es ist so verwirrend, dass mein Gehirn abschaltet, bevor das ganze Denken anfängt, weh zu tun. Deshalb hatte ich große Hoffnungen in das Geldmuseum gesetzt. Erklärt mir das alles … BITTE! Warum kann ich nicht auf die Straße gehen und JürgiBux herausgeben, die jeweils… sagen wir mal 629 Euro wert sind. Ist das nicht genau das, was all diese Kryptowährungen tun?

Auch wenn das Geldmuseum nicht alle meine „großen Fragen“ beantwortet hat, ist es doch hervorragend. Zunächst einmal ist es kostenlos, was bereits ein Pluspunkt ist. Und da es neu ist, funktionieren alle interaktiven Exponate und sind sogar ziemlich cool. Der Schwerpunkt wurde eindeutig auf die Präsentation gelegt, und das Design ist ansprechend. Man kann zuschauen, wie Geldscheine gedruckt werden, und die Entwicklung des Münzwesens von den Römern bis in die heutige Zeit verfolgen. Und man hat sogar die Möglichkeit, einen echten Goldbarren in der Hand zu halten, was unheimlich spannend ist.

Das Museum befindet sich in der ehemaligen Kirche São Julião, die seit den 1930er Jahren im Besitz der Bank von Portugal ist. Die Bodenfliesen im Erdgeschoss enthalten ein interessantes Kunstwerk… verschiedenfarbige Rechtecke, die in einem scheinbar zufälligen Muster angeordnet sind. Wir hüpften von Quadrat zu Quadrat, als ob wir Himmel und Hölle spielen würden, und erst im Obergeschoss erfuhren wir, was sie darstellen. Wie wir beim Besuch des Cemiteiro dos Prazeres erfahren hatten, zogen es die alten Portugiesen vor, in der Kirche begraben zu werden… und diese Rechtecke markierten die Standorte Hunderte von Gräbern, die während der Renovierungsarbeiten ausgegraben worden waren.

Geldmuseum Gräber im Geldmuseum in Lissabon

Im Untergeschoss der Kirche wurde bei den Restaurierungsarbeiten ein erstaunlicher Fund gemacht, der nichts mit Geld zu tun hat: ein massives Fragment einer mittelalterlichen Stadtmauer, die 700 Jahre alt ist und aus der Zeit von König Dinis stammt. An sich ist es nur ein langes Stück Stein, aber die informative und sorgfältig recherchierte Ausstellung zeigt, wie ein solches Fragment ein Geschichtsbuch für sich sein kann. Buchstäblich in Stein gemeißelt sind Ereignisse wie Brände sowie Hinweise darauf, wie die Bewohner gelebt haben müssen.